Was ist ein Kleinbürger? Da gibt es verschiedene interesssante Aussagen:
«Bereitschaft zum Bluff oder zum Usurpieren sozialer Identität im Versuch, das Sein durch den Schein zu überholen» (Bourdieu 1982). Er meint, den krampfhaften, sozialen Aufstieg ohne die notwendigen intellektuellen oder kulturellen Vorgaben zu besitzen.
Charakteristisch ist auch die ethisch motivierte Einübung einer strikt methodischen Lebensführung, Bildung wird als wichtig erachtet, allerdings geht es eher um Wissen oder Nichtwissen im Sinne eines bibliothekarischen Wissens, Schwarz Weiss Malerei von Wissen und das Auftrumpfen, wenn man etwas weiss. Dabei sehen sie die grossen Zusammenhänge nicht, weil sie ihr kleinkariertes Wissen nicht in ein Gesamtbild einordenen können. Adorno nennt es Halbbildung. Auch werden andere Kleinbürger für ihr kleinbürgerliches Verhalten kritisiert.
Beispiele:
– kulturelle Prahlerei, welche Filme, Aufführungen man gesehen hat
– kulinarische Prahlerei, welche Weine und Gerichte man konsumiert hat
– gesellschaftliche Statussymbole wie Haus, Auto, Reisen
– wenig Verständnis für soziale Probleme
– wenig Verständnis für heterogene Gesellschaften
– mangelnde Empathie
– falsch verstandenes Arbeitsethos
Bestenfalls wird ihm noch so was wie Bauernschläue zugestanden, und damit das Streben nach dem eigenen Vorteil in den Mittelpunkt gestellt; verbunden mit der Unterstellung, Dinge nur intuitiv zu erfassen und nicht logisch. Oder dass das logische Handeln immer nur auf die eigene Person gerichtet ist, zu seinem Vorteil im Milieu, und von gänzlichem Desinteresse am theoretischen Überbau gekennzeichnet.
Freud behauptet, dass kleinbürgerliches Verhalten zu neurotischer Verhaltensweisen führen kann.
Neurotisches Verhalten wird ausgelöst durch Ungleichgewicht zwischen emotionalem Stimmungen und rationalen Gedanken. Diese lang anhaltende Diskrepanz kann zu neurotischen Störungen führen; Gefühle sind gute Wegweiser, Gedanken sind gute Wegbereiter.
Das kann bereits aus Kindheitstagen herrühren, wo Rollenbilder zementiert werden, die per se nicht stimmen. Bsp. Jungs müssen gross und stark sein, Mädchen dürfen weinen, Verdrängen von traumatischen Erlebnissen.
– Angst- und Panikstörungen
– Zwangsstörungen
– Belastungs- und Anpassungsstörungen
– dissoziativen und der somatoformen Störungen gemeint