Die Lifttüre stand noch offen, als um die Ecke 2 Damen bogen, vermutlich Mutter und Tochter, und sich beeilten, den Lift zu errreichen. Sie bedankten sich, traten ein und setzten ihr Gespräch in einer fremden Sprache fort.
«Welche Sprache sprechen Sie?»
«Vietnamesisch»
«Habe ich nicht erkannt»
Beim Aussteigen winkten sie einen schönen Abend und verschwanden in der Dunkelheit.
Diese Ecke des Quartiers scheint wirklich ein Muti Kulti Hotspot zu sein; in der Ladenzeile neben dem Lift sind jetzt auch die beiden leer stehenden Lokale vermietet, ein Osteuropäischer Lebensmittelladen und ein Coiffeursalon versuchen hier ihr Glück neben dem indischen Lebensmittelladen, dem Kioskbetreiber aus Osteuropa, dem leeren Internetcafé und den beiden Restaurants.
Auch im Mietshaus herrscht ein Sprachgewirr, nebenan wohnen Mutter und erwachsener Sohn aus Thailand, unten streitet sich ein afrikanisches Päärchen in einer fremde Sprache, im Erdgeschoss lebt eine Familie aus Sri Lanka mit den beiden Kindern; das grössere Mädchen besucht bereits die Schule und singt manchmal Schweizerdeutsche Kinderlieder im Garten. Unter dem Dach wohnt eine Studentin aus dem Kanton Tessin, nebenan gab es lange Zeit eine Studenten WG, die jeweils auf dem Balkon ihre Feste feierten.
Es ist nicht anzunhemen, dass diese Familien aus Romantik in diesem lauten, lärmigen Quartier wohnen, sondern schlicht deswegen, weil die Mietpreise hier noch bezahlbar sind; es ist auch nicht zu vermuten, dass sich diese Menschen freiwillig in der Freizeit begegnen, weil sie sich doch nicht verstehen können.