Agra war ätzend; wie viele indischen Touristenorte ist es für Europäer mühsam, sich in der Stadt zu bewegen, überall wird man belästigt, irgend ein Taxi zu nehmen, irgend in einem Hotel zu übernachten, irgend ein Müll zu kaufen, den man sowieso nicht braucht.
Wir fuhren von Dehli am Morgen früh mit dem Zug los, Cornelia und Angelika wollten von Agra weiter nach Varanassi, ich plante, mit den Abendzug zurück nach Dehli zu fahren.
Kaum angekommen im Bahnhof stürzten sich die Taxifahrer wie Geier auf uns, jeder wollte uns zum Taj Mahal fahren, das Gedränge war so gross, bis ein Polizist mit einem Knüppel die Fahrer aus dem Gebüude vertrieb. Wir beratschlagten kurz, was zu tun sei, traten nach draussen und steuerten zielstrebig auf eine Rikscha zu; nur so blieb uns ein nochmaliger Ärger erspart. Die Rikscha brachte uns zu diesem traumhaft schönen Grabmal, weisser Marmor, im Inneraum ausgkleidet mit Mosaiken und hauchdünnen Farbplättchen, Park mit Teichen, auf den 4 Ecken kleine Türme mit Kuppeln. Ein Guide führte uns durch das Monument.
Nach der Besichtigung trennten wir uns, die beiden Studentinnen gingen ein Hotel suchen, ich nahm eine Rikscha, die mich zurück zum Bahnhof fahren sollte; leider musste ich auf dem Rückweg noch eine Teppichfabrik ansehen, nur mit riesiger Mühe konnte ich dem aggressiven Teppichverkäufer glaubhaft machen, dass ich erst in Dehli meine Kreditkarte holen müsste, ich aber bestimmt nochmals vorbei kommen würde. Später erzählten mir die beiden Studentinnen, wie lästig es auch für sie gewesen sei, in das geplante Hotel zu fahren, weil der Fahrer ihnen unbedingt ein anderes empfehlen wollte.
Ich war erleichtert, wieder im Bahnhof zu sein; im Zug begann ich mir dann Sorgen zu machen, wie ich in Dehli vom Bahnhof wieder zum Hotel zurück fahren würde; irgendwie hat mir dieser Stress in Agra doch mehr zugesetzt als gedacht. Mir gegenüber sass ein junger indischer Geschäftsmann, wir kamen ins Gespräch, ich erzählte ihm auch vom Tag in Agra, was ihm irgendwie peinlich war, d.h. er schämte sich für seine Landsleute. Er bot mir, mich in seinem Auto ins Hotel zurückzufahren, was ich dankend annahm.
Es war schon tiefe Nacht in Dehli, als der Zug eintraf; auf den Bahnsteig, draussen vor dem Gebäude schliefen die Menschen auf Matten auf der Strasse, wir mussten richtig über sie hinwegsteigen. Der Wärter des Parkplatzes fing an, Autos hin- und herzufahren, damit der indische Geschäftsmann seinen Kleinwagen heraus fahren konnte.
Viel später begriff ich, dass nur diese Touristen Hot Spots wie Agra, Jaipur wirklich sehr mühsam sind, der Rest des Landes aber wimmelt von netten und hilfsbereiten Menschen, war wohl ein Fehler, als Greenhorn gerade mit dem mühsamen Teil des Landes zu beginnen.